In der Lehrforschungswerkstatt können Studierende neben dem Studium an eigenen Forschungsprojekten arbeiten oder ihre Abschluss- bzw. Qualifizierungsarbeiten vertieft diskutieren, wenn diese einen Projektcharakter haben. Sie ist offen für motivierte und interessierte Studierende und Graduierte aus allen Bereichen und Ausbildungsstufen.

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Thema und Zielgruppe

Wie komme ich von der Neugier für einem Problem zu einer Fragestellung und einem Forschungsdesign? Wie lassen sich sozialwissenschaftliche Theorien anwenden? Wie muss ich meine Forschung anlegen, damit ich tatsächlich Antworten auf meine Fragen erhalte?

In der Lehrforschungswerkstatt können Studierende neben dem Studium an eigenen Forschungsprojekten arbeiten oder ihre Abschluss- bzw. Qualifizierungsarbeiten vertieft diskutieren, wenn diese einen  Projektcharakter haben. Sie ist offen für motivierte und interessierte Studierende und Graduierte aus allen Bereichen und Ausbildungsstufen. 2011 zunächst als themenübergreifendes Labor angelegt, sollen nun verstärkt EU- und europabezogene Themen bearbeitet werden. Dazu zählen Projekte zu den verschiedenen Krisenphänomenen, zu Spannungen zwischen nationalen und europäischen Interessen, zur Europäisierung, Multilevel Governance, Sozialpolitik etc.

Die Lehrforschungswerkstatt bietet Raum jenseits des Curriculums, mit Lehrenden in schöpferischer und unreglementierter Atmosphäre gemeinsam zu arbeiten. Anhand studentischer Projektideen, Forschungs- und Praxisinteressen sollen sozialwissenschaftliche Theorien angewandt und weiterentwickelt werden sowie neues Wissen zu Politik in Europa zusammentragen werden. Interessierte Studierende können beispielsweise eigenständige Datenerhebungen in Form von Umfragen oder Experteninterviews durchführen oder vorhandene Datensätze auswerten. Die Forschungsprojekte werden idealerweise in kleinen Teams bearbeitet. Dank der Jean-Monnet-Finanzierung können besonders erfolgreiche Projekte bei Recherchen oder im Publikationsprozess gefördert werden.

Die Arbeit wird unterstützt durch Dr. Lisa H. Anders (Jean-Monnet-Team).

Abgeschlossene Projekte

Der Binnenmarkt ist das Herzstück der EU. Er soll den wirtschaftlichen Austausch und Wohlstand fördern. Doch mit dem Ziel, Handelshemmnisse zu verhindern, brachte er auch eine Vielzahl neuer Vorgaben mit sich. Die Positionierung zwischen einer hoch entwickelten Wirtschaftsregion in Westdeutschland und der stark geförderten Region Ost- und Mitteleuropa mit hochqualifizierten billigeren Arbeitskräften fordert viele Unternehmen, Arbeitnehmer und die Politik heraus. Die Öffnung des deutschen Arbeitsmarkts für Menschen aus den neuen Mitgliedstaaten wurde heiß diskutiert; einige warnten vor einer „Völkerwanderung“. Der Beitritt zum europäischen Binnenmarkt im Jahr 1990 und die EU-Osterweiterung um die sächsischen Nachbarn Polen und Tschechien sowie weitere Staaten reihten sich in Sachsen ein in eine ganze Reihe wirtschaftlicher Herausforderungen und Strukturveränderungen. Dieses Projekt fragte: Ist die Einbindung in den (vergrößerten) europäischen Binnenmarkt Fluch oder Segen für Sachsens Wirtschaft? Wie wirkten sich die EU-Regulierungen zum Arbeitsmarkt hier aus und wie entwickelte sich der Außenhandel durch die neuen Bedingungen?

Was bewegt Leipziger Studierende zur Aufnahme eines Masterstudiums? Welche Aspekte spielen bei der Studienentscheidung eine Rolle und wie hängen diese zusammen? Und warum gibt es weniger weibliche Studierende im Master als im Bachelor? Von der Forschungsfrage und dem Entwurf eines Interviewleitfadens über das selbständige Führen und Auswerten der Interviews bis hin zu einem Abschlussbericht probierten die beteiligten Studierenden alle Schritte eines eigenen Forschungsprojektes aus. Die qualitative Studie ergänzt gängige quantitative Untersuchungen zur Studienmotivation um eine neue Perspektive und eigene Erkenntnisse. Beispielsweise ergab sich aus den Interviews, dass Studierende unterschiedliche Strategien der Aneignung des Studiums und der Universität verfolgen und Organisationswissen dabei eine entscheidende Rolle spielt. Zudem wurde deutlich, dass der Diskurs „Generation Praktikum“ stark in den Überlegungen der Studierenden verwurzelt ist und die Motivationen und Ziele stark beeinflusst. So ging aus den Interviews hervor, dass die Befragten die Aufnahme eines Masterstudiums anstreben, zum Teil aufgrund einer diffusen Zukunftsangst, andererseits aber auch wegen konkreter Karrierevorstellungen.

In dem Projekt ging es darum, Entwicklungen, Traditionslinien und Brüche der modernen Politikwissenschaft in Leipzig aufzuzeigen. Leitfrage war, inwiefern bestimmte Parameter zu einer Etablierung und Festigung der Politikwissenschaft als eigene Disziplin geführt haben. Gewählt wurde eine historisch-systematische empirische Methode. Die Befunde zu Leipzig wurden mit Befunden aus Studien zur Geschichte der Politikwissenschaft in ganz Deutschland verglichen. Die Projektergebnisse sind als Ausstellung im Foyer des Geisteswissenschaftlichen Zentrums in der Beethovenstraße 15 sowie in Raum 4.116 dokumentiert.

Beispielplakate:
– Politische Umbrüche im 19. Jahrhundert
– Zeitschrift für Politik
– Institut für politische Auslandskunde
– Sozialwissenschaftliche Staatslehre
– Zielkonflikt zwischen beobachtender und praxisorientierter Wissenschaft
– Das Wirken Richard_Schmidts

Wie wissend ist der studentische Wähler? Eine explorative Studie zum wahlrelevanten Parteiwissen deutscher Studierender
Studierende als Wähler/innen sind noch ein dunkler Fleck. Im Rahmen einer quantitativen Studie (N=3.569) wurde die Verteilung wahlrelevanten Parteiwissens unter deutschen Studierenden mit Blick auf ausgewählte sozio-demographische, studienbezogene und partizipative Determinanten untersucht. Basierend auf dem Fragenkatalog der Online-Voting-Advice-Application ‚Wahl-O-Mat‘ und einer innovativen Anwendung der Links-Rechts-Skala (als Mittel zum Abgleich von Positionseinschätzungen) wurde unterschieden zwischen programmatischem Wissen als Kenntnis der politischen Agenden der Parteien und positionalem Wissen als Fähigkeit, die Parteien im politischen Raum ideologisch zu verorten. Die Studie zeigte einen deutlichen Gender-Gap zu Ungunsten der weiblichen Studierenden. Während Studierende generell über beträchtliches wahlrelevantes Parteiwissen verfügen, erscheint ihr konkretes Studienfach im Ergebnis überraschend bedeutungslos. Die Projektbefunde wurden in Form eines Paper im März 2017 auf einer Tagung zum politischen Wissen der Philipps-Universität Marburg präsentiert.

Arbeitspapiere und Veröffentlichungen

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