Durch die Digitalisierung gewinnen dialogorientierte und interaktive Formen der Beteiligung an Bedeutung - darunter auch Formen der E-Partizipation als zusätzlicher Baustein von Beteiligungsprozessen. Gerade in infrastrukturell benachteiligten Regionen wie dem ländlichen Raum können digitale Beteiligungsformate dazu beitragen, die Region zukunftsfähiger zu gestalten. Wie dies gelingen kann und welche Rolle klassische Formate dabei spielen, wird in unserem DigiBeL-Projektverbund erforscht.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Es ist ein gezeichnetes Bild zu sehen mit vielen Linien, die Strichfiguren miteinander verbinden. Die Linien stellen eine Stadt dar, während darüber blaue Symbole in einer Kuppel schweben. Die Symbole zeigen zum Beispiel ein Auto, Briefumschlag, Traktor, Schloss, Wlan, etc.
DigiBel untersucht den Einsatz digitaler Methoden für mehr Bürgerbeteiligung im ländlichen Raum.

Wie lassen sich Beteiligungsprozesse in ländlichen Räumen digital gestalten?

Dieser Frage widmet sich das Forschungsvorhaben „Perspektiven und Einsatzmöglichkeiten digitaler Beteiligungsverfahren in der ländlichen Regionalentwicklung“ (DigiBeL). Das Institut für Ländliche Strukturforschung (IfLS) und das Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft (IfKMW) in Leipzig untersuchen, wie digitale Verfahren bei der Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern bei der Umsetzung von regionalen Entwicklungsprozessen in ländlichen Räumen genutzt bzw. wirksamer gestaltet werden können.

Von 2020 bis 2023 wird herausgearbeitet, wie analoge Formate mit digitalen Formaten sinnvoll und effektiv kombiniert werden können. Neben einer Online-Befragung verschiedener Akteure in ländlichen Entwicklungsprozessen geben Fallstudien in verschiedenen ländlichen Regionen Deutschlands Aufschluss über die Einflussfaktoren auf Akzeptanz und Wirkung der Nutzung digitaler Verfahren. Gemeinsam mit den Akteuren werden Best-Practice-Beispiele identifiziert und Handlungsansätze entwickelt.

Hintergrund des Projekts sind tiefgreifende Veränderungen im Zuge der Digitalisierung und der verbreiteten Nutzung von digitalen Plattformen, um Bürgerinnen und Bürger in Entscheidungen und Verfahren einzubeziehen. Damit einher gehen Veränderungen im Zusammenhalt und der Kommunikation in ländlichen Gebieten.

Die Einbindung neuer Kommunikationstechnologien kann helfen, räumliche Unterschiede zu überbrücken, die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und Prozesse in der ländlichen Regionalentwicklung effizienter und partizipativer zu gestalten.

Das Vorhaben leistet einen Beitrag zur Arbeit des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft und die Praxis der ländlichen Entwicklung. Im Rahmen des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung erarbeitet es Ansatzpunkte für eine Verbesserung der ländlichen Regionalentwicklungsprozesse.

Die Untersuchungsergebnisse werden projektbegleitend fortlaufend und darüber hinaus öffentlich zugänglich hier auf der Projektwebsite zur Verfügung gestellt. Hier stehen auch weiterführende Informationen zur Teilnahme an der Online-Befragung oder den Fallstudien bereit.

Das Forschungsvorhaben gliedert sich in insgesamt 6 Arbeitsmodule. Die Module werden arbeitsteilig und kooperativ zwischen den Verbundpartnern bearbeitet.

 

Arbeitsmodul 1: Koordinierung und Akteurs-Einbindung

Zur Koordinierung zählt neben der Abstimmung des Vorgehens zwischen den Projektpartnern insbesondere die zielgerichtete Einbindung von Akteuren. Beides sind fortlaufende Prozesse.

Dazu werden nicht nur zwischen den Verbundpartnern die Arbeitsfortschritte und -ergebnisse diskutiert, sondern ebenso Dialoge mit wissenschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Akteuren organisiert, um im gegenseitigen Austausch die gewonnenen Erkenntnisse und deren Relevanz sicherzustellen.

Arbeitsmodul 2: Theoretischer und konzeptioneller Rahmen

Ziel des Arbeitsmoduls ist es, einen Überblick über den theoretischen Diskurs zur Rolle von Digitalisierung in regionalen Entwicklungsprozessen und angrenzenden Themenfeldern zu bekommen, um darauf aufbauend den konzeptionellen Forschungsrahmen auszuarbeiten, der als weitere Basis des Forschungsvorhabens dient.

Dazu wird mithilfe eines Leitfadens fachübergreifende Literatur systematisch erfasst und ausgewertet. Für die Auswertung werden Publikationen zu Forschungen in Deutschland analysiert und diese mit englischsprachiger Literatur, die sich insbesondere mit anderen europäischen Regionen beschäftigt, verglichen und verknüpft. Zusätzlich wird ein inhaltsanalytisches Raster nach Themenfeldern, Theorien, Fällen und Ergebnissen zur Auswertung herangezogen.

Daraus wird der Forschungsrahmen abgeleitet, welcher das Verhältnis zwischen sozialräumlichen Handlungsmöglichkeiten und Mediatisierungsdynamiken erfassen und konzeptionell begründen soll.

Arbeitsmodul 3: Online-Befragung

Unter Rückgriff auf den theoretischen und konzeptionellen Rahmen wird eine Online-Befragung zu ausgewählten Fragestellungen durchgeführt. Ziel hierbei ist die Erfassung der gängigen Praktiken der Prozessgestaltung in den ländlichen Regionalentwicklungsprozessen, die bisherigen Erfahrungen mit der Verknüpfung digitaler mit analogen Techniken, und die Spezifika der jeweiligen Regionen.

Die Befragung möchte verschiedene Akteursgruppen in unterschiedlichen regionalen Entwicklungsprozessen ansprechen (z.B. aus dem EU-Förderprogramm LEADER, ILE, Modellregionen Land(auf)Schwung) und zur Beteiligung an der Befragung auffordern, um eine möglichst umfassende Einschätzung der Potentiale und bisherigen Erfahrungen mit Digitalisierung in solchen Prozessen und Gültigkeit der Ergebnisse zu erhalten.

Arbeitsmodul 4: Durchführung vertiefender Fallstudien

Ausgehend von den Erkenntnissen aus der Online-Befragung werden in einem nächsten Schritt verschiedene Fallstudienregionen in Deutschland herangezogen, um in diesen ausgewählte Aspekte detaillierter zu erfassen, beispielsweise die Wirkungen der Beteiligungsformate oder die Kompetenzen im Umgang mit digitalen Formaten.

Durch einen Leitfaden und die Ableitung von spezifischen Fragestellungen gemeinsam mit den Akteuren, soll ein empirischer Ansatz entwickelt werden, der die Verschiedenartigkeit der fallgebenden Regionalentwicklungsprozesse sowie deren unterschiedliche Fortschritte bzw. Prozessdauern abdeckt.

In diesem Austauschprozess werden weitere Erkenntnisse gesammelt und Erfahrungen und Bedarfe erfasst, die in der Praxis und weiteren Forschung relevant sind. So können Best-Practice-Beispiele identifiziert und Handlungsansätze entwickelt werden.

Arbeitsmodul 5: Vergleichende Analyse und Entwicklung von Handlungs- und Politikempfehlungen

Die aus der empirischen Forschung gewonnenen Erkenntnisse werden aufgearbeitet, um daraus gemeinsam mit verschiedenen Akteuren einen Handlungsleitfaden für Verantwortliche aus den Kommunen, der Zivilgesellschaft, der Politik und der Wirtschaft zu entwickeln. Der Kern dieses Arbeitsmoduls liegt in dem umfangreichen integrativen Konzept, welches die Verbundpartner mit Vertretern verschiedener Zielgruppen und Experten entsprechend ihrer Expertise ausarbeiten.

Arbeitsmodul 6: Verbreitung und Wissenstransfer

Es ist nicht nur notwendig, neue Wissensbestände zu generieren, sondern diese auch mit der Gesellschaft zu kommunizieren und zu verbreiten. Um dies sicherzustellen, werden im Forschungsprojekt von Beginn an verschiedene zielgruppenorientierte Kanäle und Medien genutzt. Neben der Projektwebsite sind das z.B. die laufende Begleitung des Forschungsprojekts durch ein Podcast-Format, Publikationen für ein wissenschaftliches und praxisorientiertes Fachpublikum sowie Beiträge zu verschiedenen Veranstaltungen wie Tagungen und Multiplikatorenveranstaltungen sowie die Vernetzung und Kooperation mit Akteuren in der (wissenschaftlichen) Regionalforschung.

Informationen zum Vorhaben sowie die zentralen Ergebnisse werden während der Projektlaufzeit öffentlich zugänglich bereitgestellt. Zusätzlich wird deren Verfügbarkeit über die Projektlaufzeit hinaus sichergestellt.

Kern des Forschungsvorhabens sind Untersuchungen in ausgewählten Fallregionen. An dieser Stelle sind die Fallregionen aufgelistet - durch einen Klick auf das jeweilige Bild oder den Link unterhalb finden sich Informationen zu der Region. Neben statistischen Daten, gibt es auch Einblicke in die digitalen Aktivitäten der Region.

DigiBeL ist ein Verbundprojekt des Instituts für Kommunikations- und Medienwissenschaft (IfKMW) an der Universität Leipzig und des Instituts für Ländliche Strukturforschung (IfLS) an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, welches das Projekt koordiniert.

Projektleitung

Prof. Dr. Christian Pentzold 

Universitätsprofessor

Medien- und Kommunikationswissenschaft 
Zeppelinhaus 
Nikolaistraße 27-29, Raum 5.05
04109 Leipzig

Telefon: +49 341 97 - 35701 
Telefax: +49 341 97 - 35749 

E-Mail Schreiben 
Zum Profil

Projektkoordination

Simone Sterly

Institut für Ländliche Strukturforschung (IfLS) an der Goethe-Universität Frankfurt/Main
 Kurfürstenstraße 49
60486 Frankfurt am Main
Telefon: +49 69 / 972 6683 15
E-Mail schreiben

Projektmitarbeiterin

Sarah Peter

Institut für Ländliche Strukturforschung (IfLS) an der Goethe-Universität Frankfurt/Main
 Kurfürstenstraße 49
60486 Frankfurt am Main
Telefon: +49 69 / 972 6683 19
 

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April 2020 – März 2023

Das Forschungsvorhaben wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im Rahmen des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung und regionale Wertschöpfung (BULE+) gefördert.