Im Rahmen der Forschungsprojekte am Institut für Kulturwissenschaften entstehen zahlreiche Publikationen, von denen wir Ihnen hier eine Auswahl vorstellen möchten.
Sammelbände & Monographien
Im Folgenden finden Sie eine Auswahl an Monographien und Sammelbänden, die von unseren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in den vergangenen Jahren erarbeitet worden sind. Eine Übersicht über alle Publikationsaktivitäten finden Sie im Forschungsbericht.
Der Finger im Buch: Die unterbrochene Lektüre im Bild
Ulrich Schneider
Ergon Verlag, 2019, 150 Seiten, 28,40 Euro
ISBN: 978-3905799576
So liest man die Geschichte des Abendlandes einmal anders! Wir folgen einem Finger – einem kleinen, langen, krummen, gichtigen, eleganten oder schönen Finger, der zwischen den Seiten eines Buches steckt. Wir sehen dabei eine Person, die liest. Ihr Blick zeigt tiefe innere Bewegung an. Diese intime Verbindung zwischen Buch und Lesergestalt ist in der Kunst selten, doch die Künstlerinnen und Künstler sind durchaus prominent: Tizian, Raffael und Rubens gehören ebenso dazu wie Angelika Kauffmann oder Bassano.
Es ist eine ungewöhnliche und spannende Geschichte, die Ulrich Johannes Schneider auf diese Weise für uns aufblättert. In dreißig Gemälden, Skulpturen und Fotografien erkundet er dieses eine, vermeintlich kleine ikonografische Detail westlicher Bild- und Buchgeschichte: den Finger im Buch. Allerdings tauchen allgemeinere Fragen auf. Was bedeutet Lesen überhaupt? Was lernen wir aus diesen stummen Zeugen der Buchkultur? Und wie sehr gleichen wir selbst den dargestellten Frauen und Männern?
Zur Vielfalt des Lesens gehören unterschiedliche Situationen und Haltungen der Hingabe. Es gibt die private, die gelehrte und die fromme Lektüre. Doch als inneres Erlebnis bleibt das Lesen der Betrachtung verborgen. Nur im Moment seiner Unterbrechung offenbart es sich als Dialog zwischen Geist und Text, zwischen Imagination und Literatur.
Die hier versammelten Kunstwerke von 1331 bis 1935 laden ein zur Betrachtung und zur Reflexion. So ergibt sich ein Panorama der abendländischen Leselust und eine kleine Phänomenologie der immer wieder neu genährten Hoffnung, sich durch Lektüre zu verändern.
Transzendenz in der Wissenschaft: Studien in der Stammzellforschung in Deutschland und in den USA
Silke Gülker
Ergon Verlag 2019, 281 Seiten, 39,00 Euro
ISBN: 978-3956505645
Transzendenz und Wissenschaft – alltagssprachlich ein klarer Widerspruch. Dieses Buch aber setzt die beiden Begriffe in ein neues Verhältnis. Historisch gesehen hat Transzendenz nicht allein mit theologischen, sondern auch mit erkenntnistheoretischen Fragen zu tun. Es geht um die Grenzen zwischen aktuell Erfahrbarem und Nicht-Erfahrbarem, Verfügbarem und Unverfügbarem. Wissenschaftliche Arbeit kann als ein Vorhaben untersucht werden, das diese Grenze zu verschieben sucht. Die Frage dabei ist, was als prinzipiell unverfügbar angenommen wird. In der vorliegenden Arbeit wird dies an zwei Laboren der Stammzellforschung analysiert, eines in Deutschland und eines in den USA. Deutlich wird: Auch in diesem hochdynamischen Feld stößt die Verfügbarmachung auf Grenzen. Konzepte von einem Weltganzen bleiben in beiden Laboren sowohl aus inhaltlich-technischen als auch aus ethisch-moralischen Gründen unverfügbar. Das Buch schafft somit neue Perspektiven weit über die etablierten Debatten zum Verhältnis zwischen Wissenschaft und Religion hinaus.
Vom Geist der Sache: Zur Kritik der Verdinglichung
Dirk Quadflieg
Campus Verlag 2019, 403 Seiten, 34,95 Euro
ISBN: 978-3593506654
Verdinglichung gilt als Schlüsselbegriff der kritischen Gesellschaftstheorie. Jüngere Arbeiten über die soziale Bedeutung der Dinge haben jedoch Zweifel aufkommen lassen, ob jeder Vorgang der Verdinglichung tatsächlich eine Entfremdung darstellt. Diese Studie nimmt die Verdinglichungskritik auf und zeigt im Anschluss an G. W. F. Hegel und Marcel Mauss, dass eine durch Dinge vermittelte Praxis sowohl den Grund des Sozialen als auch der individuellen Freiheit bildet.
Negativität: Kunst, Recht, Politik
Thomas Khurana, Dirk Quadflieg, Francesca Raimondi, Juliane Rebentisch, Dirk Setton (Hrsg.)
Suhrkamp Verlag 2018, 487 Seiten, 26,00 Euro
ISBN: 978-3518298671
Gegen die verbreitete Vorstellung, dass Negativität im Interesse von mehr Selbstverwirklichung, Produktivität und Positivität überwunden oder begrenzt werden muss, eröffnet dieser Band eine andere Perspektive. Er geht den verschiedenen Formen des Negativen in Kunst, Recht und Politik nach, um zu zeigen, dass es nicht allein eine Negativität gibt, die dem Gelingen im Weg steht oder zu dessen sicher beherrschtem Mittel wird. Die Beiträge des Bandes erweisen Negativität vielmehr als eine Kraft der Befreiung, die ein Gelingen anderer Art ermöglicht.
Europäische Geschlechtergeschichten
Maria Bühner , Maren Möhring (Hrsg.)
Franz Steiner Verlag 2018, 336 Seiten, 39,00 Euro
Geschlecht und Sexualität sind konstitutiv für die Geschichte der europäischen Moderne. Wie sehr die historische Gesellschaftsanalyse von einer konsequenten Einbeziehung der Kategorie “Geschlecht” profitieren kann, demonstrieren die Autorinnen und Autoren dieses Bandes. Der Fokus liegt auf der Geschichte der europäischen Neuzeit, insbesondere des 20. Jahrhunderts. Anhand der Themenfelder Feminismus, Frauenarbeit, Männlichkeiten sowie Körper und Sexualitäten werden zum einen zentrale theoretische und methodische Weichenstellungen der Frauen- und Geschlechtergeschichte nachgezeichnet und zum anderen die große Bandbreite an Themen und Perspektiven verdeutlicht, welche die Geschlechtergeschichte bietet.
Opposition, Dissidenz und Resistenz in Leipzig 1945-1989
Thomas Höpel
Leipziger Universitätsverlag 2018, 229 Seiten, 33,00 Euro
Das SED-Regime stand im Laufe seines Bestehens vor zahlreichen Herausforderungen durch oppositionelles oder abweichendes Verhalten, das stets mit Risiken für seine Protagonisten verbunden war.
Am Beispiel der Stadt Leipzig werden die unterschiedlichen Formen von Opposition, Resistenz und Dissidenz zwischen 1945 und 1989 und die daraus hervorgehenden Entwicklungen nachgezeichnet. Analysiert werden etwa die Konflikte bei der Vereinigung von SPD und KPD zur SED, der frühe Widerstand der „bürgerlichen“ Parteien CDU und LDP gegenüber einem postulierten SED-Führungsanspruch, die Auseinandersetzungen am und um den 17. Juni 1953, Formen der Resistenz in der Jugend- und Populärkultur in den fünfziger und sechziger Jahren, bei Schriftstellern und anderen Intellektuellen seit den siebziger Jahren sowie schließlich die neuen Ausdrucksmittel der Dissidenz in den Umweltgruppen während der achtziger Jahre. Betrachtet werden das Ausmaß und die Gestaltungsmöglichkeiten der Oppositionellen, der Dissidenten und der sich dem allumfassenden Machtanspruch Verweigernden, die sich dabei mit einem nicht immer berechenbaren Wandel der äußeren Rahmenbedingungen und sich ausdifferenzierenden Herrschaftsmechanismen konfrontiert sahen.
Die herrschende Politik verstand lange, den Anschein einer unerschütterlichen Stabilität zu wahren. Das vorliegende Buch gibt aber auch Hinweise darauf, wieso das SED-Regime dennoch im 41. Jahr der Existenz der DDR kollabierte.
Große Gesellschaft in kleiner Gruppe
Anja Frank
Zum Eigensinn bürgerschaftlichen Engagements für Oper und Theater
Springer VS 2018, 336 Seiten, 54,99 Euro
Die Studie untersucht bürgerschaftliches Engagement in Fördervereinen von Opern- und Theaterhäusern in Deutschland. Sie fragt nach den Selbst- und Gesellschaftsentwürfen, die hinter dem Bemühen um diese Kunstgattung stehen und nach den kollektiven Orientierungen, die sich in dem gemeinschaftlichen Engagement dokumentieren. Auf Grundlage von Gruppendiskussionen werden Sinnstrukturen des Engagements und ästhetischer Bezüge in ihren Deutungszusammenhängen und in interaktiven Prozessen rekonstruiert.
Zum Verhältnis von Empirie und kultursoziologischer Theoriebildung. Stand und Perspektiven
Julia Böcker, Lena Dreier, Melanie Eulitz, Anja Frank, Maria Jakob, Alexander Leistner (Hrsg.)
Beltz Juventa 2018, 282 Seiten, 29,95 Euro
Der Band zielt auf eine methodologische Klärung des Wechselverhältnisses von Empirie und kultursoziologischer Theoriebildung und bringt verschiedene theoretische Ansätze und Methoden ins Gespräch. Er versammelt programmatische Beiträge, die für eine systematische Verknüpfung von Theorie und Empirie plädieren, diese methodologisch reflektieren und am Beispiel konkreter Forschungsprojekte vorführen oder generell die Spezifik von „kultursoziologischer“ Analyse und Theorie in den Blick nehmen.
Freundschaft als Liebe zur Welt. Im Kino mit Hannah Arendt
Ringo Rösener
Velbrück Wissenschaft 2017, 320 Seiten, 39,90 Euro
Warum ist es notwendig, dass wir mit anderen Menschen befreundet sind? Können wir nur gemeinsam existieren? Zur Beantwortung dieser Fragen weist Hannah Arendt darauf hin, dass Menschen nicht bloß als kreatürliche, sondern als politische Wesen zusammenkommen. Eine gemeinsame Welt ist ihnen nicht gegeben, sie müssen sie erst etablieren – durch die Tätigkeit der Freundschaft. Diesen Gedanken und die Rekonstruktion eines über die vergangenen 2000 Jahre verloren gegangenen Verbs der Freundschaft verfolgt der Autor anhand der Schriften Arendts, deren Motive er entlang ausgewählter Freundschaftsfilme entfaltet.
In drei Kapiteln zum Miteinander-Reden, Miteinander-Handeln und Miteinander-die-Welt-Lieben sondiert die vorliegende Arbeit, jeweils anhand eines Filmbeispiels, Begriffe und Konzepte des Denkens Arendts, das das existenzphilosophische Erbe ihrer Lehrer Martin Heidegger und Karl Jaspers um eine pluralistische Dimension zu erweitern sucht.
So macht die Studie deutlich, dass Freundschaften nicht nur soziale Verhältnisse sind, sondern existentielle Bedeutung haben, indem sie sich dem lebensbedrohenden Alleinsein entgegensetzen. Darüber hinaus führt sie das moderne Hollywood-Kino als ernstzunehmende Ressource philosophischen Denkens ein.
Einbürgerungsfeiern. Wie Zugehörigkeit praktiziert wird
Maria Jakob
Nomos 2017, 345 Seiten, 64 Euro
Seit einigen Jahren finden in Deutschland Einbürgerungsfeiern statt, auf denen neue Staatsbürger offiziell zu Deutschen werden. Was passiert auf diesen Feiern? Warum gibt es sie überhaupt, und was wird auf ihnen über die gesellschaftliche Zugehörigkeit der Neubürger ausgesagt? Anhand einer qualitativen Analyse solcher Feiern thematisiert dieses Buch erstmals, wie auf den Feiern Zugehörigkeit konstruiert wird. Anhand von Einblicken in die Programmpunkte und Reden auf solchen Feiern wird gezeigt, dass dabei weniger das Deutschsein an sich, sondern vielmehr alltagsweltliche Einbettungen, kulturelle Kompatibilität oder gesellschaftliche Leistungen eine Rolle spielen. Die darauf aufbauende grundlegende Typologisierung von Zugehörigkeitspraxis im Alltag liefert einen Beitrag zur praxeologischen Fundierung der sozialwissenschaftlichen Diskussion um soziale Zugehörigkeiten.
Religion soziologisch denken. Reflexionen auf aktuelle Entwicklungen in Theorie und Empirie
Heidemarie Winkel, Kornelia Sammet (Hg.)
Springer VS 2017, 408 Seiten, 69,99 Euro
Das Buch bündelt aktuelle Weiterentwicklungen religionssoziologischen Denkens und Forschens. Die Beiträge gehen auf jeweils eigene Art und anhand unterschiedlicher Kontextualisierungen und empirischer Felder der Frage nach, wie ein soziologisch differenziertes Verständnis von Religion aussehen kann, das nicht primär auf das (westliche) Christentum und die Herausforderungen westlicher Gesellschaften bezogen ist. Hierzu werden zentrale religionssoziologische Diagnosen quergelesen und durch theoretische Neukonturierungen ergänzt. Empirischer Referenzpunkt der Beiträge sind aktuelle, weltweit zu beobachtende Prozesse religiöser Diversifizierung und Pluralisierung sowie neue Formen religiöser Grenzziehung, der Sinnstabilisierung und Re-Organisation von Religion.
Kulturpolitik in Europa im 20. Jahrhundert. Metropolen als Akteure und Orte der Innovation
Thomas Höpel
Wallstein 2017, 443 Seiten, 39,90 Euro
Welche Bedeutungen und Funktionen hat städtische Kulturpolitik in einem von Utopien, Konflikten und politischen Zäsuren beherrschten 20. Jahrhundert? Dieser Frage nachgehend werden Kontinuitäten und Brüche, lokale und nationale Ähnlichkeiten und Unterschiede einerseits, interurbane und internationale Verflechtungen und Beeinflussungen von Kulturpolitik andererseits analysiert und erklärt.
Kultur erhielt im Rahmen strategischer Politikentwürfe in den europäischen Großstädten im Laufe des 20. Jahrhunderts eine immer zentralere Bedeutung. Die vielfältigen Herausforderungen, die sich im Zuge der entstehenden und ausformenden Massengesellschaft vor den europäischen Großstädten auftürmten, beantworteten sie auch mit neuen kulturpolitischen Konzepten und einer Kommunalisierung der Kultur. Thomas Höpel geht diesem Prozess am Beispiel der fünf europäischen Großstädte Birmingham, Frankfurt am Main, Krakau, Leipzig und Lyon nach. Diese unterhielten Partnerbeziehungen miteinander und definierten sich selbst als Second Cities, als Großstädte, die im nationalen Städtenetz eine herausgehobene Position hinter den jeweiligen Hauptstädten einnahmen.
Autonomie der Kunst? Zur Aktualität eines gesellschaftlichen Leitbildes
Uta Karstein, Nina Tessa Zahner (Hg.):
Springer VS 2017, 415 Seiten, 39,99 Euro
Die Autonomie der Kunst ist heute umstrittener denn je. Als Produkt bürgerlicher Emanzipationsbestrebungen erscheint sie mittlerweile vielen ideologieverdächtig. Aber auch die Verwendbarkeit des Begriffes der (Kunst-)Autonomie als einem analytischen Konzept wird immer wieder in Zweifel gezogen. Vor diesem Hintergrund unterzieht der vorliegende Band die verschiedenen soziologischen Autonomiekonzeptionen einer kritischen und empirisch gesättigten Überprüfung.
Architekturen und Artefakte. Zur Materialität des Religiösen
Uta Karstein, Thomas Schmidt-Lux (Hg.):
Springer VS 2017, 303 Seiten, 39,99 Euro
In der Soziologie ist seit längerer Zeit ein zunehmendes Interesse an Architektur und Artefakten beobachtbar. Dabei wird daran erinnert, dass nicht nur immaterielle Zeichen, Symbole und Repräsentationen des Sozialen existieren, sondern auch Orte, Stoffe und Dinge. Diesen wird eine wichtige Rolle im sozialen Geschehen zugesprochen: Materiales erscheint als Träger von Erinnerungskulturen, als sozialer Akteur, Heilsvermittler, Medium von Repräsentation – kurz: als Bedingung, Beschränkung und Instrument sozialer Praxis. Dies gilt auch in Bezug auf Religion. Dennoch hat die Perspektive noch kaum Eingang in die deutschsprachige Religionssoziologie gefunden. Dieser Band soll daher Anstoß sein für die Öffnung der Religionssoziologie in Richtung einer Soziologie des Materialen.
Kultursoziologie – eine problemorientierte Einführung
Thomas Schmidt-Lux, Monika Wohlrab-Sahr, Alexander Leistner
Juventa 2016, 216 Seiten, 19,95 Euro
Das Buch versteht sich als Einführung in kultursoziologisches Denken und Forschen. Es plädiert für ein Verständnis von Kultursoziologie als einem grundlegenden soziologischen Zugang. Darüber hinaus werden zentrale kultursoziologische Perspektiven und Problemstellungen vorgestellt. Ein abschließender empirischer Teil diskutiert am Beispiel zweier Forschungsfelder – Fankultur und Moscheebauten – die Reichweite, das Vorgehen und die jeweiligen Erkenntnisse der dargestellten kultursoziologischen Perspektiven. Die Einführung richtet sich gleichermaßen an Studierende wie in diesem Feld tätige Wissenschaftler.