Interdisziplinäre Tagung
Das Recht religiöser Gemeinschaften
Die Relevanz der klassischen deutschen Philosophie im Spannungsfeld von Staat, Recht und Religion.
Das Verhältnis von individueller Freiheit und religiöser Gemeinschaftlichkeit ist von einer tiefen Ambiguität geprägt: Einerseits kann das religiös vermittelte Ethos gerade die Voraussetzungen bereitstellen und garantieren, ohne die der freiheitliche Rechtsstaat nicht bestehen kann. Auf der anderen Seite können die Ansprüche religiöser Gemeinschaften an den Staat als Gemeinschaft aller Bürger und das Individuum als Freiheitssubjekt eben diese Freiheitlichkeit im Recht grundsätzlich in Frage stellen, negieren und letztlich auch erodieren lassen, wie dies bei anderen Ansprüchen von Gemeinschaften sonst kaum der Fall ist – und das gerade unter Berufung auf die eigene freie Religionsausübung.
Wie die Freiheit selbst als Grund und Grenze der Integration religiöser Gemeinschaften in das bürgerliche Recht zu fungieren hat, ist gerade in der klassischen deutschen Philosophie auf einem nicht mehr erreichten Niveau zum Gegenstand des Nachdenkens gemacht worden. Denn für die beteiligten Denker ist Religion nicht nur ein philosophisches Randphänomen, sondern wesentliches Moment des menschlichen Geistes und der humanen Existenz. Die genaue Funktion von Religion und religiösem Glauben gerade in ihrem Verhältnis zur menschlichen Freiheit ist dabei jedoch hoch umstritten. So treten der kantischen und nachkantischen Rechtsphilosophie im Hinblick auf das Verhältnis von religiöser Gemeinschaftlichkeit und individueller Freiheit vielfältige und oft auch fundamentale Differenzen zu Tage. Das Theoriepotenzial dieser Diskurskonstellation soll in der Tagung sowohl hermeneutisch wie systematisch rekonstruiert und anschließend auf praktische Probleme des Strafrechts angewandt werden.
Organisation: Katrin Gierhake (Universität Regensburg), Barbara Santini (Universität Padua), Stefan Schick (Universität Leipzig), gefördert durch den DAAD
Interessierte sind herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei.
Kontakt: stefan.schick@uni-leipzig.de