Personenprofil
Kurzprofil
Svantje Guinebert hat 2001-2009 an der Universität des Saarlandes Philosophie, Französisch und Erziehungswissenschaften studiert sowie 2002-2003 franz. Literatur- und Sprachwissenschaften an der Université Paul Valéry, Montpellier III. 2012-2021 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Philosophie der Universität Bremen tätig, wo sie 2017 mit einer Dissertation über die Selbstzuschreibung letztinstanzlicher Autorität promoviert wurde. Die Arbeit wurde von Dagmar Borchers (Univ. Bremen), Elijah Millgram (Univ. of Utah) und Susanne Boshammer (Univ. Osnabrück) begutachtet und erschien 2018 bei mentis unter dem Titel "Hörigkeit als Selbstboykott. Eine philosophische Studie zu Autorität, Selbstkonstitution und Autonomie". Seit 04/2021 ist sie Lehrkraft für besondere Aufgaben am Institut für Philosophie der Universität Leipzig.
Ihre Forschungsinteressen liegen in der Existenzphilosophie, der Moralbegründung, der Philosophie des Humors und der Philosophiedidaktik.
Berufliche Laufbahn
- seit 04/2021
Lehrkraft für besondere Aufgaben (Institut für Philosophie, Universität Leipzig) - 10/2012 - 03/2021
Wissenschaftliche Mitarbeiterin (Institut für Philosophie, Universität Bremen) - 08/2009 - 09/2011
Wissenschaftliche Hilfskraft (Institut für Philosophie, Universität des Saarlandes) - 08/2009 - 07/2010
Referentin der Gleichstellungsbeauftragten (Universität des Saarlandes)
Ausbildung
- 10/2012 - 05/2017
Promotion summa cum laude (Universität Bremen) mit der 2018 bei mentis veröffentlichten Arbeit "Hörigkeit als Selbstboykott. Eine philosophische Studie zu Autorität, Selbstkonstitution und Autonomie". - 03/2018
Academic Visitor am Department of Philosophy der University of Utah (USA) - 03/2016 - 04/2016
Forschungsaufenthalt am Center for the Philosophy of Freedom, University of Arizona (USA) - 10/2001 - 05/2009
Erstes Staatsexamen für die Fächer Philosophie und Französisch (Universität des Saarlandes)Examensarbeit im Fach Philosophie: "Moralpsychologie und Moralphilosophie" - 09/2002 - 06/2003
Studium der Lettres Modernes (Französische Sprach- und Literaturwissenschaften) an der Université Paul Valéry, Montpellier III.Abschluss des "DEUG de Lettres Modernes" (Äquivalent zur Zwischenprüfung)
Ich arbeite zu Fragen aus dem Bereich der Metaethik, insb. zur Moralbegründung, sowie zu Herausforderungen, die sich aus einer existenzphilosophischen Perspektive ergeben. Außerdem forsche ich im Bereich der Philosophie des Humors und beschäftige mich mit Philosophiedidaktik.
In meiner Dissertationsschrift habe ich, basierend auf einer Analyse der sogenannten Milgram-Experimente, die Position entwickelt und verteidigt, ein_e Jede_r habe eine Pflicht gegen sich selbst, sich letztinstanzliche Autorität zuzuschreiben. Im Zuge dessen ging es um Grundlagen und Bedingungen von Moral im Sinne der Selbstkonstitution von Personen und um Möglichkeiten und den Wert von Autonomie.
In Bezug auf Begründungen von Werten und Normen stellt uns auch die Existenzphilosophie vor Herausforderungen; einige davon arbeite ich mit Rückgriff auf das Konzept der Revolte von Albert Camus heraus. Wie genau lässt sich Revolte begreifen und wie weit kann sie gehen, ohne den ihr zugrundeliegenden Wert zu übergehen? Welchen Beitrag kann dieses Konzept bezüglich Herausforderungen des Totalitarismus und zu Debatten der Politischen Philosophie leisten?
Eine ganz andere, dennoch wirkungsstarke Art des Widerstands ermöglicht uns der Humor, verstanden als eine bestimmte Haltung gegenüber Inkongruenzen. Dass Humor nicht nur Grenzen aufzeigen, sondern auch überwinden helfen kann, lässt sich für Fragen der Erkenntnisgewinnung ebenso wie für solche der Politischen Philosophie und der Philosophiedidaktik aufzeigen.
- Guinebert, S.Neid - eine besonders aufrichtige Form der Anerkennung? Überlegungen und Materialien zu einem Philosophieren über Neid in den Klassenstufen 5 und 6Zeitschrift für Didaktik der Philosophie und Ethik (ZDPE). 2021. S. 58–68.
- Guinebert, S.Humor ist, wenn man trotzdem denkt. Wie Philosophie und Humor einander erhöhen könnenIn: Gutknecht, T.; Bennent-Vahle, H.; Schmalfuß-Plicht, D. (Hrsg.)Humor und Philosophie - eine ernste Angelegenheit?. Berlin: LIT Verlag. 2020. S. 147–165.
- Guinebert, S.How do moral theories stand to each other? Some moral metatheoretical thoughts on a longstanding rivalryZeitschrift für Ethik und Moralphilosophie (ZEMO). 2020. S. 279–299.
- Guinebert, S.Hörigkeit als Selbstboykott. Eine philosophische Studie zu Autorität, Selbstkonstitution und Autonomie.Paderborn: mentis. 2018.
- Guinebert, S.; Borchers, D.Gerechtigkeit als TugendIn: Mieth, C.; Goppel, A.; Neuhäuser, C. (Hrsg.)Stuttgart/Weimar: J.B. Metzler. 2016. S. 182 - 190.
Philosophieren bedeutet m.E. immer auch Selbstbildung im Sinne eines umsichtigen, (selbst-) kritischen und der Aufklärung verpflichtetem Denken, zu dem die Einsicht gehört, dass Irrtum menschlich ist und ein guter Umgang damit darin besteht, sich um stetiges Lernen (auch aus Fehlern) zu bemühen. Entsprechend gehören als übergeordnete Lernziele zu meiner Lehre insbesondere die Fähigkeiten, eigene und fremde Gedanken ernst zu nehmen, sie auf ihre Begründungen, Geltungsbedingungen und Reichweite hin zu hinterfragen, wohlwollend und kritisch zu lesen und zu diskutieren. Außerdem gilt es, Techniken der Textarbeit und des Bearbeitens von Gedanken zu beherrschen, dabei die Neugierde zu fördern und zu bewahren - und nicht zuletzt einen Eindruck davon zu erhalten, wie reich die Philosophiegeschichte und wie fruchtbar die Auseinandersetzung mit ihr ist.
Die Wahl der Methoden und Darstellungsformen richtet sich nach dem zu erarbeitenden Inhalt. Inhaltliche Schwerpunkte meiner Lehre sind Themen aus dem Bereich der Praktischen Philosophie, Fragen und Herausforderungen der Existenzphilosophie und solche aus dem Bereich der Philosophiedidaktik. In der Philosophiedidaktik stehen einerseits die didaktische Aufbereitung philosophischer Themen und Fragen für unterschiedliche Lerngruppen und Schulformen im Fokus, andererseits die Reflexion dessen, was Philosophie(-ren) bedeuten kann und was unterschiedliche Begriffe und Konzepte eines Philosophierens für das Lehren und Lernen desselben bedeuten.
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Ausgewählte Debatten der Politischen Philosophie
Wie lässt sich politische Macht legitimieren und begrenzen? Welche Rolle können oder sollen dabei Überlegungen zu Gerechtigkeit und verschiedene Menschenbilder spielen? (Wie) Lässt sich ziviler Ungehorsam rechtfertigen und welche Antworten gibt es auf globale Herausforderungen wie Krieg und Armut? In dieser Veranstaltung werden wir uns anhand eines zur Verfügung gestellten Readers Grundthemen und ausgewählte Debatten der Politischen Philosophie zu erschließen versuchen.
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Grundlagen der normativen Ethik
Was soll ich tun? – Wie lassen sich Antworten auf diese Frage begründen? In der normativen Ethik geht es darum, Kriterien für moralisch gutes bzw. richtiges Handeln sowie für die Bewertung seiner Motive und Folgen zu finden. Wir werden uns in dieser Veranstaltung mit den klassischen normativen Theorien auseinandersetzen, d.h. insbesondere mit der Tugendethik, der deontologischen Ethik, dem Konsequentialismus und vertragstheoretischen Ansätzen.
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Philosophie (-ren) lehren: Fachdidaktische Ansätze
Innerhalb der Philosophiedidaktik lassen sich unterschiedliche Antworten auf die Frage ausmachen, worauf ein Philosophie- und Ethikunterricht abzielen kann und sollte. Geht es darum, das Selbstdenken zu schulen, oder geht es vorrangig um den Nachvollzug philosophischer Positionen? In diesem Seminar werden wir verschiedene fachdidaktische Ansätze dahingehend beleuchten, was sie einerseits für das Unterrichtsgeschehen und andererseits für das eigene Fachverständnis bedeuten.
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Philosophieren mit Kindern
Philosophieren mit Kindern stellt eine ganz eigene Herausforderung dar, bei der es unterschiedliche Ebenen des Gesprächsgeschehens gleichzeitig im Blick zu behalten gilt. Wir werden uns damit auseinandersetzen, was „Philosophieren mit Kindern“ bedeuten und unter welchen Bedingungen es gelingen kann. Dabei werden wir uns zunächst mit theoretischen Positionen zu Möglichkeiten und Grenzen eines PmK auseinandersetzen, bevor wir uns unterrichtspraktischen Herausforderungen und Methoden widmen.
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Spielend lernen? Philosophieren in der Grundschule
Der von John Locke formulierten Überlegung, man solle den Kindern das Lernen zum Spiel machen, setzt Immanuel Kant entgegen, Spiel und Erholung seien von Arbeit klar zu trennen und es sei von großer Wichtigkeit, dass Kinder arbeiten lernen. Wir werden uns diese und weitere theoretische Positionen zu spielerischem Lernen erarbeiten, bevor wir Spiele zu ausgewählten Themen des Lehrplans reflektieren.
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Begleitseminar "Unterrichtsverfahren"
In diesem Begleitseminar werden wir unterrichtspraktische und fachdidaktische Überlegungen miteinander verknüpfen, um Methoden, Ziele und Inhalte des Ethik- und Philosophieunterrichts gemeinsam zu reflektieren. Unterrichtserfahrungen und rollenspezifische Überlegungen werden besprochen und um Analysen von Lehrplänen und Unterrichtsmaterialien ergänzt. Ziel ist es, das eigene unterrichtsbezogene Handlungsrepertoire zu beleuchten und zu erweitern.